Strikkegarn

Nähme man Wolle mit nach Norwegen, so wäre es etwa das Gleiche wie Eulen nach Athen zu tragen. Ich habe eigenlich nur darauf gewartet, nur Ort und Zeitpunkt waren mir bis heute nicht bekannt: Heute vormittag und Ørnes waren dann die fehlenden Informationen für mich. Und nun sitzte ich am Rechner und schreibe am Blog und Eva strickt. Ich glaube, jetzt ist der Norwegenurlaub vollständig 😉

Heute morgen verließen wir ziemlich fluchtartig nach dem Frühstück unseren Platz für die letzte Nacht. Eigentlich schade, da der Platz wirklich schön lag und der Kjellingstraumen heute morgen völlig still vor uns lag. Aber uns waren das hier zu viele soziale Kontakte für Urlaub.

Der erste Halt heute kam nach 40 Kilometern. Wie in diesen Tagen fast jeden Morgen mussten wir erst mittels Durchquerung von Tunneln das reale Wetter an die Vorhersagen anpassen. Auch heute gelang das wieder und für den Rest des Tages war es richtig warm und sonnig. „Warm“ ist natürlich nach wie vor in polaren Maßstäben gemeint, also angenehme 20°C, nicht 30°! Auf dem Kystveien 17 sind an verschiedenen Stellen wirklich schöne Haltepunkte angelegt, Ureddplassen ist einer davon. Das Gebäude ist übrigens ein WC, das müssen nicht unbedingt hässliche rechteckige Quader sein, wie man hier sieht.

Das nächste Highlight heute war der Svartisen-Gletscher. Wir erinnern uns, dass 2002 die Gletscherzunge Engabreen noch bis zum Meer reichte, heute ist das Ufer weit entfernt. Trotzdem war das Panorama bei diesem Wetter toll. Unsere erste Fährpassage heute musste deshalb etwas länger warten.

Wir hätten das auch anders haben können, die Fährpläne haben wir studiert, aber noch ist uns das egal. Die Fährzeiten hier an der 17 sind gut aufeinander abgestimmt, deshalb konnten wir auf den nächsten 28 Kilometern nicht trödeln um die nächste Fähre zu erreichen. Dort fuhren wir dann direkt ohne uns in eine Wartespur einzureihen direkt aufs Deck, und wenige Minuten später waren wir wieder auf dem Wasser. Die Überfahrt dauerte ca. 1h und querte den Polarkreis. Damit dies auch keinesfalls verpasst werden kann, steht am Ufer so ein Globus herum.

Das kannten wir schon und erinnerten uns, dass auf der entgegengesetzten nordgehenden Richtung sogar entsprechende Durchsagen gemacht wurden. Gen Süd ist das nicht so spannend, schließlich ist es für fast jeden Passagier schon mindestens die zweite Überquerung von 66°33’55″N. Eine Ausnahme bilden nur jene, die im Land der Mitternachtssonne bzw. der Polarnacht geboren wurden.

Die Überfahrt war wieder so ruhig, dass wir die Stunde gut auf Deck verbringen konnten. Ein Studium des Fahrplans für die nächste Fähre ließ dann aber den Entschluss reifen, nicht noch eine Rallye hinzulegen, sondern nun ganz gemütlich einen Platz für die nächste Nacht zu finden. Und diesen fanden wir alsbald mit dem Rastplatz Hellåga am Sjonafjord. Auch hier gibt es wieder ein stylisches WC in Form einer Welle, eine Möglichkeit zur Entsorgung des Schwarzwassers, Sitzgelegenheiten und Treppenstufen, die den steilen Klippen angepasst sind und bis hinunter zum Wasser führen und das alles für 0 NOK!

Gerade ist es etwas böig, das verträgt sich eher nicht mit Stricken. Aber bis morgen früh wird sich das ändern. Dann werde ich noch mal Köder baden, gegen 9.00 Uhr, zum Ende der Flut. Das sind jeden Tag ganz schön viele Parameter, die in Einklang zu bringen sind: Fährpläne, Wettervorhersagen, Gezeitentabellen, Sonnenstand, Blutdruck, Sonnenwind, Mondphase…wir haben wie das nur früher gemacht?

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