[dropcap]S[/dropcap]chon nachts begann der Regen auf unser Dach zu trommeln. Umso beruhigender die Tatsache, dass unser Camper neu und dicht war. Der Jetlag ließ uns sehr zeitig aufstehen. Da es draußen grau war, fiel uns der Abschied vom gestern noch farbenfrohen Kluane Lake nicht allzu schwer. Wir „schrubbten“ viele Meilen auf dem Alaska Highway im Einheitsgrau bis zur Grenze und störten die Beamten bei der Übertragung der Schwimmwettkämpfe aus London. Wahrscheinlich gewann Michael Phelps gerade wieder eine Goldmedaille als unsere Fingerabdrücke genommen wurden. Alles in allem war das Einreiseprozedere ganz unspektakulär, die Frage nach frischen Lebensmitteln beantworteten wir wahrheitsgemäß mit der Existenz einiger Bananen, was mit Augenrollen und Durchwinken quittiert wurde.
Bis Tok besserte sich das Wetter zusehends und ermöglichte uns somit wieder einige Blicke auf die Berge des Wrangell-St. Elias NP. Dieser Park ist riesengroß, er entspricht ungefähr der Fläche Österreichs und bietet nur wenige Zugangsmöglichkeiten ohne ein Flugzeug zu benutzen. Aussichtsreich erschienen uns nur die Nabesna Rd und die McCarthy Rd. Für den heutigen Tag sollte es die Nabesna Rd werden.
Von Tok fuhren wir Richtung Süden den Tok Cutoff bis Slana. Dort ergaben sich schöne Aussichten auf die Alaska Range im Westen und die heutigen „Quotenbären“.
Das folgende Foto zeigt in einer Aufnahme sehr schön das, was wir uns vom Wetter in Alaska erwartet haben – blauer Himmel gepaart mit dramatischen Wolken, das Fotografenherz schlägt schneller.
Zwischendurch legten wir immer mal wieder einen Stopp ein…
… um voller Erwartung in das Nabesna Valley einzufahren.
Wir wurden nicht enttäuscht. Bis heute ist das Nabesna Valley für uns einer der traumhaftesten Orte, die wir bereist haben.
An der Nabesna Rd gibt es ab und zu ausgebaute Stellplätze in Nationalpark-Campground-Qualität. Einen davon erkoren wir für die Nacht aus. Ein paar (viele) Mücken leisteten uns an diesem Abend Gesellschaft, so dass ein einziges Mal in all unseren Urlauben auch Evas Super-Mückenschutz-Hut zum Einsatz kam ;))
Zum abendlichen Licht im hohen Norden kann man nicht viel sagen, das muss man einfach erlebt haben.
Nach einem Abendmahl am Feuer haben wir uns irgendwann den Mücken geschlagen gegeben und sind im Camper in den Schlaf gesunken.
Mitten in der Nacht wurde Jens plötzlich wach und wagte einen Blick aus dem Fenster im Alkoven. Er bekam sich im Angesicht dessen, was er aus dem Fenster erspähte, nicht mehr ein und zerstörte dabei erst einmal den Fliegenschutz, weil er ungefilterte Sicht auf die vom Mond beschienenen Gletscher haben wollte. Nach erfolgter Reparatur schnappte er sich seine Fotoausrüstung und baute diese in möglichst hoher Position (auf dem Tisch) auf.
Im Hintergrund rechts ist die Südflanke des Mt Sanford zu sehen, mit 4949 Metern der dritthöchste Vulkan der vereinigten Staaten. Diese Südflanke fällt 2328 Meter auf einer Länge von nur 1600 Metern ab. Damit ist sie der steilste Gradient in ganz Nordamerika. (Damit genug Geographie für heute 🙂