Ich weiß nicht, wie oft wir heute ein Schild mit „See you 2024“ gesehen haben. Definitiv sehr oft! Und definitiv sind wir jetzt ganz, ganz tief in der Nachsaison. Nach einer sehr kalten Nacht – erstmals hatten wir kein Fenster auf und haben vor dem Aufstehen die Heizung angemacht – begrüßte uns aber ein sehr schöner Morgen. Da wir gestern erst nach Einbruch der Dunkelheit in Lunenburg angekommen sind, mussten wir heute auf jeden Fall nochmal bei Tageslicht eine Besichtigungstour machen. Die Stadt ist mit ihren vielen bunten Holzfassaden wirklich sehenswert. Die Einwohner nennen ihren Ort „UNESCO-Fresco“ in Anlehnung an ihren Welterbetitel. Der Wohlstand des hauptsächlich von Deutschen und Schweizern gegründeten Ortes kam mit dem Dorschfang, als die Bestände schrumpften und später der Fang untersagt wurde, verließen die meisten Fischer den einst reichen Ort. Heute lebt fast jeder hier vom Tourismus, nur nicht außerhalb der Saison. Da müssen die erzielten Einkünfte über den Winter bis in den Mai reichen.
Am Ende unserer Tour fanden wir noch ein kleines Café, wo wirklich leckerer Espresso like coffee angeboten wurde. Schade, dass unser Frühstück noch nicht so lange her war, denn es gab auch viele lecker aussehende Kuchen und Torten (vieles davon sogar vegan). Aber wahrscheinlich hätte ich eh nach einem halben Stück die Segel gestrichen, süß ist ja nicht so meins…
Über einen kurzen Abstecher nach Liverpool – manchmal kann man hier tagsüber glatt vergessen, das man in Kanada ist 🙂 – wo wir das Fort Point Lighthouse anschauten und dem Stopp an einer pittoresken Anglikanischen Kirche irgendwo im Nirgendwo am Straßenrand ging es weiter nach Shelbourne. Dieser Ort wird als der Hotspot schlechthin in allen Reiseführern beschrieben, Filme sollen hier gedreht worden sein, heute war es der Inbegriff von „zu spät“. Quasi alles war closed, aber am Ende haben wir wenigstens ein nettes Pub gefunden, in dem wir zu Mittag essen konnten.
Ansonsten konzentrierten wir uns darauf, immer auf der Lighthouse-Route zu bleiben, vertrieben uns die Zeit mit ein paar Podcast-Folgen und kamen pünktlich zum beginnenden Sonnenuntergang (also ca. 1,5 Stunden früher) am letzten Leuchtturm der Route an. Am Cape Forchu Lighthouse konnte ich die restlichen Postkarten schreiben und abschicken, das ist ja digital ungleich einfacher, und Jens zahlte seine Bilder mit Blut, das er den Mücken lieferte. Man könnte doch denken, jetzt war es nachts schon mal kalt genug, aber weit gefehlt.
Nach den letzten Bildern machten wir uns auf den Weg zum Campground, die Schwierigkeit besteht nun eher darin, einen offenen Platz zu finden, einen Stellplatz gibt’s nun immer. Heute war mir das Vorhandensein einer Dusche mal wieder wichtig, nachdem wir den Abend am Lagerfeuer verbringen, wird das dann sicher auch vonnöten sein. Den Geruch aus unseren Klamotten zu bekommen, haben wir längst aufgegeben 😉
Heute wird es auch zum letzten Mal Kartoffeln aus dem Feuer geben und zum ersten Mal Lachs auf einem Zedernholzbrett, lediglich die Befestigung des Brettes auf der Feuerschale steht noch in den Sternen. Und von diesen werden wir heute Nacht auch nochmal sehr viele sehen, befinden wir uns doch in einer Gegend mit sehr wenig Lichtverschmutzung und wir haben einen sehr klaren Himmel. Das Deep Sky Eye Observatory haben wir gar nicht erst besucht, bestimmt es ist schon „closed for this season“.