Camping mit Rentieren und ein Leviathan

Es ist zwar inzwischen nichts Neues mehr, soll aber trotzdem weiter Erwähnung finden: Wir campieren hier an der Barentsee mitten unter Rentieren, offensichtlich stehen wir hier direkt auf ihrer Lieblingsspeise – Flechten. Am Morgen, oder nennen wir es besser am späten Vormittag erkunden wir den Ort mit dem Fahrrad. Ziel ist ein unter Nordlandreisenden ziemlich bekanntes Waffeleisen. Früher, so hatte ich vor längerer Zeit gelesen, stand dieses zur Selbstbedienung bereit. Inzwischen hat aber der Tourismus hier auch verstärkt Einzug gehalten und das Waffeleisen ist nicht mehr einsam und verlassen, sondern Bestandteil eines Cafés. Natürlich nahmen wir auch dieses jetzt aktuelle Angebot an, obwohl wir gerade vom Frühstück kamen.

Wie jeden Tag konsultieren wir die Wettervorhersage und finden morgen eine Sonnenepisode am Nordkap. Da dies nicht so häufig vorkommt, wollen wir das nutzen und machen uns langsam auf den Weg dorthin. Wenn wir schonmal wieder hier oben sind, kann man das durchaus nochmal anschauen, es ist ja inzwischen 11 Jahre her, dass wir dort waren. Also fahren wir die einzige Straße, die es hier gibt, genauso wie wir gekommen sind, wieder zurück: 160 Kilometer immer am Varangerfjord entlang. Unterwegs biegen wir einmal links ab und benutzen den Tunnel durch das Meer, um auf die Insel Vardø mit dem gleichnamigen Ort zu gelangen. Der Ort ist ganz im Besitz der lokalen Mövenart, der Falkenmöve. Diese brüten hier wohl auf jedem Fensterbrett. Ein bisschen Kunst besichtigen wir mit dem Leviathan auch – eine Konstruktion aus einem Wikingerboot und einem hölzernen Walskelet.

Nach endlosen Kilometern hat uns die E6 wieder und wir begeben uns gen Westen Richtung Nordkap. Unser Ziel soll heute Lakselv am Ende der Porsangerfjords sein. Das Wetter sieht für heute Abend dort aber ergiebige Niederschläge vor, welche die ganze Finnmarksvidda und die Lyngenalpen betreffen. Wir sondieren die Lage und ermitteln die ungefähre Grenze dieses Unwetters und verkürzen unsere heutige Tour, damit wir im Trockenen bleiben. Wir haben zwar ein festes und wetterfestes Dach über dem Bett, aber trocken ist es trotzdem schöner. So haben wir mehr Zeit, um uns die Fjorde der Gegend zu beschauen. Bei nahezu Windstille sind diese immer besonders idyllisch. Am Horizont schafft es die Sonne immer mal wieder, eine Wolkenlücke zu reißen und schon entstehen die Farbenspiele am Himmel, die uns hier im Norden immer wieder faszinieren, wenn auch heute nur selten und mit ganz zarten Tönungen.

Und so ganz nebenbei sei bemerkt, dass wir heute auf 70°N 46″ ganze 8 Minuten südlicher schlafen werden als gestern, auf die Helligkeit hat das aber keinen Einfluss.

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