Vielleicht war es genau hier, als der erste Europäer 1494 an Land ging. Genau weiß das niemand mehr, Aufzeichnungen von diesem Ereignis gibt es keine, diese sind über die Zeit verloren gegangen. Der „offizielle“ Punkt liegt etwas weiter nördlich, vielleicht war es aber gar nicht auf Breton Island, sondern auf Neufundland. Da die Quellenlage äußerst wage ist, könnte es also auch genauso gut hier gewesen sein, wo jener Giovanni Caboto an Land kam. Einheimische sah er nicht, lediglich „einen geschnitzten aufrechten Stamm“ soll er entdeckt haben und schloss daraus, dass das Land besiedelt war. Es hinderte ihn aber nicht, das Land für die englische Krone Heinrich des Siebten in Besitz zu nehmen. Wieder in Europa angekommen, sein Steuermann vernavigierte sich etwas, so dass die bretonische Küste als erstes in Sicht kam und dieser Umstand vielleicht zum Namen Breton Island für dieses wunderschöne Archipel führte, erhielt er vom englischen König eine einmalige Zahlung von 10£ und später eine jährliche Pension „in Anerkennung der treuen Dienste, die sie uns geleistet haben…“ „…als sie im neu gefundenen Land waren…“ (englisch: that have been in the newe fownde lawnde) von 20£. Jetzt kennen wir also auch die Herkunft des Namens der großen Insel auf der anderen Seite der Meerenge, die gar nicht so eng ist: Neufundland.
Giovanni Caboto? Wer bitte? Dieser Name taucht in unseren Geschichtsbüchern höchst selten auf, obwohl er, von den Wikingern im 11. Jahrhundert abgesehen, als Entdecker Nordamerikas gilt. Genau wie sein berühmter italienischer Landsmann in Diensten der spanischen Krone wollte er keinen neuen Kontinent entdecken, sondern eine kürzere Seepassage an das andere Ende der Welt, nicht nach Indien wie Columbus, sondern nach China.
Auf einer weiteren Reise über den Atlantik suchte er auf Geheiß King Henry’s, ausgestattet mit 5 Schiffen, eine Passage nach Japan. Eines der Schiffe geriet vor der Küste in Seenot und musste umkehren. Der Kapitän hieß João Fernandes Lavrador. Sein Name wurde mit der östlichsten kanadischen Provinz „Neufundland und Labrador“ verewigt. Caboto selbst kehrte wohl nie zurück, sein Schicksal ist unbekannt, obwohl inzwischen Dokumente auftauchten, die ihn um 1500 wieder in Europa verorten. Sein jüngster Sohn Sebastiano erkundete später im Auftrag Spaniens die Mündung des Rio de la Plata, das gilt als gesichert. Und da ein englischer Schutzbrief für diese zweite Reise ihm und seinen Söhnen das Geleit mit 5 Schiffen zuspricht, ist es nicht ganz ausgeschlossen, dass er zurückkehren konnte. Alle Aufzeichnungen gingen aber verloren.
Der Doppelkontinent heißt heute Amerika, nach jenem Mann, dem klar wurde, dass es nicht Indien oder China war – Amerigo Vespucci und Amerika trägt seinen Namen und nicht jenen Cabotos. Ganz vergessen ist er aber nicht, besonders nicht hier. Die Meerenge zwischen Neufundland und Breton Island trägt seinen Namen, genauso wie ein traumhafter Trail durch den Cape Breton Highland National Park, dem wir heute folgten. Sein italienischer Geburtsname bleibt fast vergessen, nicht jedoch der Name, unter dem die englische Krone ihn aussandte – John Cabot.