[dropcap]H[/dropcap]eute waren wir damit spät dran. Aber vielleicht beginnen wir am Anfang des Tages. Nach sehr viel Glück in den letzten beiden Tagen gestaltete der heutige Morgen sich eher grau in grau. Aber es sollte Aussicht auf Besserung bestehen. Nach unserem Frühstück machten wir uns noch einmal auf den Weg zur Gletscherlagune, die wir ja gestern Abend erst nach Sonnenuntergang verlassen hatten. Zwar gab es keinen Sonnenschein, dass Licht reichte aber durchaus, um schöne blaue Eisberge im Wasser zu fotografieren. Natürlich mussten wir vorher das mitreisende Kind erst noch ein wenig am Rand der Lagune entlangtreiben und uns das ein oder andere Gemecker über gefährliche Wege und doofe Schuhe anhören 🙂 Vor allem hielten wir uns wieder nah am Abgrund auf (vielleicht sollten wir mal drüber nachdenken, ob Leonie nicht doch zu den Flacherdlern gehört, soviel Abgründe, wie sich hier auftun 😮 )
Nach der großen Gletscherlagune statteten wir noch ihrer kleinen Schwester im Westen einen Besuch ab. Aber als wir die Endmoräne des Fjallsárlón erklommen hatten, war schon abzusehen, dass ein Abstieg zur Lagune wenig sinnvoll sein würde. Also zurück zum Auto und auf Richtung Osten nach Höfn.
Auf halber Strecke unternahmen wir noch einen Abstecher zum Heinabergsjokull. Nach den Erfahrungen der letzten Tage sollten die 8 km Piste kein Problem darstellen. Nach der Hälfte sahen wir uns aber doch nach einer Wendemöglichkeit um. Die Temperaturen über 0 hatten der „Straße“ ganz schön zugesetzt und manchmal kam die Fahrt schon einem ständigen Furten gleich. Da das dann keiner von uns mehr wirklich lustig fand, ging’s zurück. Von Weitem allerdings sah die Gletscherzunge durchaus interessant aus.
In Höfn angekommen fuhren wir kurz an unserem Sommerquartier von vor 3 Jahren vorbei und suchten uns dann etwas zu essen. Mittlerweile ist Leonie auch aufgefallen, dass das Leben in Island ganz schön teuer ist und sie fängt an, sich Gedanken zu machen, wie sie ihren nächsten eigenen Urlaub hier finanzieren könnte 😉
Nach dem Mittagessen fuhren wir dann zu unserem eigentlichen Tagesziel, der Halbinsel Stokksnes mit dem Vestrahorn. Hier konnte Jens sich eine Weile fotografisch zwischen dem Dünengras austoben. Mittlerweile war auch die Sonne wieder da und das Licht wurde von Minute zu Minute spektakulärer. Am Ende brannte das Vestrahorn geradezu im Sonnenlicht.
Schnell fuhren wir weiter Richtung Norden in die Ostfjorde, um im heutigen Quartier einzuchecken. Dort sollte es nur einen kurzen Aufenthalt geben, damit wir zum Sonnenuntergang wieder am Vestrahorn sind. Soweit lief alles nach des großen Meisters Planung. Was er nicht bedacht hatte, war das Auto direkt vor dem Tunnel mit einer Ladung Schweizer Insassen, die auf ihrem Weg über diese schöne Insel scheinbar vergessen hatten, dass Autos auch hier mit Benzin fahren (zumindest, wenn man sie so gemietet hat). Also packten wir einen der Urlauber ein, suchten die nächstgelegene Tankstelle auf (schossen vorher schon mal jeglichen Sonnenuntergang in den Wind), Jens bastelte aus einer alten Flasche einen Trichter um damit andere 2-Liter-Getränkeflaschen mit Benzin zu füllen und schafften das staunende Geschöpf wieder zu seiner Wagenladung hinter dem Tunnel. Dort gab’s noch ein paar gute Tipps, wie ein Motor mit Luft in der Einspitzanlage wieder anzulassen wäre und dann konnten sich alle Beteiligten wieder auf ihren Weg machen. Die einen zur Tankstelle fürs Auto, die anderen zu selbiger für den Magen 😉 Damit kam die gute Tat des Tages zwar spät, aber immerhin: sie kam.
[dropcap]G[/dropcap]ut gesättigt sind wir nun wieder hier in unserer Unterkunft angekommen und just beim Aussteigen und sich häuslich einrichten wurden wir von Nordlichtern am Himmel überrascht. Jens und ich haben uns gefreut, Leonie kann sich mit meinem Schwiegervater die Hand reichen, da sie uns erklärte, dass sie nur weiße Schleier am Himmel sehen würde. Die Arme! Musste sie sich das Schauspiel halt auf dem Display des Fotoapparates anschauen. Es war lange nicht so gigantisch wie vor zwei Jahren im Inselnorden, die Sonne ist diesbezüglich gerade etwas faul. Aber es waren Nordlichter, was wollen wir von unserer Reise noch erwarten?