Kein Teide in Sicht

[dropcap]A[/dropcap]m heutigen Tag wollen wir das Inselinnere erkunden. Im Programm steht eine Wanderung im letzten verbliebenen Stück Urwald auf Gran Canaria und die Bergwelt im Zentrum der Insel.
Die Beschreibungen auf den einschlägigen Tourismusseiten zu Gran Canaria muss man wohl immer in Relation zum Rest der Insel sehen und keinesfalls mit den Nachbarinseln vergleichen. So ist die Reserva Natural Especial de los Tilos für sich betrachtet durchaus einen Besuch wert, wenn man wie wir noch kurz vorher auf La Gomera im Nebelwald gewesen ist, aber – euphemistisch ausgedrückt – recht übersichtlich. Von jedem Punkt im engen Tal sehen wir das Ende der Urvegetation, ein Gefühl von „Wald“ will nicht wirklich aufkommen.

So beenden wir den „Rundgang“ notgedrungen alsbald und begeben uns weiter in die Berge. Im westlichen Teil der Bergwelt sehen wir fast ausschließlich Pinien. Durch nicht all zu fern zurückliegende Waldbrände haben diese recht interessante Wuchsformen: Am Stamm sehen wir viel Grün der neuen Triebe, durchbrochen von überall hervorstehenden verkohlten und abgestorbenen Ästen als Zeugen und Mahnung des letzten Brandes.

Der erhoffte Ausblick auf die Ostflanke des Teide bleibt uns aufgrund von Wolken verwehrt. Das begleitet uns also die ganze Reise: Vom Gipfel des Teide blieb uns schon der Ausblick auf diese Insel verborgen, ebenso wie anders herum der Ausblick von der Insel auf den Vulkan.

Demzufolge bleibt auch ein „Ah“ und „Oh“ bei Erreichen des Roque Nublo, des charakteristischen „Gipfels“ der Insel aus – es fehlt heute einfach das Panorama dazu. Im Gegensatz zu La Gomera, wo wir uns die Wolken für den Nebelwald gewünscht und bekommen hatten, stören diese heute – ja wir sind wohl wirklich zu anspruchsvoll. Im Gegensatz zu La Gomera, auf welcher man die Sicht nur mit wenigen Wanderern teilen muss, sind hier auch ganz schön viele Touristen unterwegs – es ist halt Gran Canaria und nicht La Gomera.

Der oder die interessierte Leser(in) merkt es sicher schon, die Begeisterung für Gran Canaria hält sich in Grenzen. Die Werbung verspricht „Ein ganzer Kontinent auf einer Insel“ – wir finden diesen nicht, das mag an uns liegen. Für die Zukunft überlassen wir diese Insel wohl wieder den Ressorts und Clubs.

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