Sonn(en)tag

[dropcap]W[/dropcap]o waren die Wolken, welche die Wetter-App uns für den heutigen Tag versprochen hatte? Auf jeden Fall nicht am Himmel. Soviel war klar, als wir die Augen öffneten. Aber zumindest kurz nach 8 Uhr war es noch angenehm kühl und gut auszuhalten.

Für halb 9 hatten wir uns zum Frühstück angemeldet und heute gab es wieder viel Toast und viel Ei. Ich kann englisches Frühstück nach fast drei Wochen nicht mehr leiden und überlege schon, wie ich dem Hausherrn morgen beibringe, dass ich weder Ei noch andere englische Frühstückszutaten möchte, nur Joghurt, Früchte, Kaffee … vielleicht, wenn Jens das Full English Breakfast nimmt 😉 .

Da es noch einigermaßen zu ertragen war, machten wir uns noch vor 10 Uhr auf den Weg und suchten uns einen Parkplatz am Meer, der ca. 10 Meilen von St. David entfernt war. Das war das erste Ziel für den heutigen Tag. St. David sollte eine alte normanische Kathedrale haben, die ich gern anschauen wollte. Am Parkplatz angekommen, streifte ich die Radlerhose über und packte noch eine andere „ansehnlichere“ Hose und ein langes Shirt ein, vielleicht würden wir ja auch in die Kirche gehen. Als wir dann an der Kathedrale ankamen, waren es noch 10 Minuten bis ein Gottesdienst begann. Also schnell die Kleidung gewechselt und den Gottesdienst besucht.

Nach anderthalb Stunden war ich so froh, dass wir das so ungeplant so pünktlich geschafft hatten. Der Gottesdienst (höchstwahrscheinlich anglikanisch) war so schön, es gab einen ausgezeichneten Chor, der den Gesang mit Chorälen zu etwas ganz Besonderem machte. Es war ein gut vorbereiteter und auch auf Touristen und Pilger ausgelegter Gottesdienst, teils in Englisch (das ist einfach) und teils in Walisisch (das klingt wie aus einer anderen Zeit). Selten habe ich mich aber in einem neuen Land in einer fremden Kirche so zu Hause gefühlt wie heute (und wir haben schon in weitaus katholischeren Ländern Messen mitgefeiert, die ihresgleichen suchten 😉 ).

Danach sind wir auf steilem Wege die Stufen über den Friedhof nach oben gestiegen, um auch noch ein bisschen die Stadt zu besichtigen. St. David ist auf jeden Fall einen Ausflug Wert gewesen. Da wir es nicht geschafft haben, ein Essen zu ergattern (was am Ende bei dieser Hitze auch nicht wirklich schlimm war), musste es ein Eis tun.

So gestärkt stiegen wir wieder auf den Drahtesel mit Motor und machten uns auf den Weg zur „Blue Lagoon“. Das ist quasi ein „Wasserbehälter“, der während der Ebbe nicht geleert wird, und alle möglichen Menschen animiert, von umliegenden Felsen hineinzuspringen. Auch an diesem Ort gelang es uns nicht, etwas zu essen oder zu trinken, da wir nun scheinbar den einzigen Imbiss in ganz Britannien gefunden hatten, der kein digitales Geld nimmt, sondern nur Bargeld – und das befindet sich momentan nicht in unserem Besitz.

Weitere 11 Meilen bei inzwischen fast unerträglicher Hitze brachten uns erst zu einem wirklich guten kalten Cider (hier konnte Jens dann auch endlich seiner Mutter zum Geburtstag gratulieren, da es ausnahmsweise mal ein Netz gab) und dann auch zu unserem Auto. Da es in unmittelbarer Nähe an einer Böschung ziemlich brannte, mussten wir über einen kleinen Umweg nach Hause fahren.

Nach einer zweistündigen Pause konnten wir uns dann auf den Weg zum ortsansässigen Italiener machen. Das Essen war gut, mit einem Italiener bei uns war das Restaurant nicht zu vergleichen. Zur Vorspeise bat Jens dann noch um etwas Brot. Das dauerte ziemlich lang – es musste schließlich noch getoastet werden – neeeein! Wir freuen uns inzwischen wirklich auf frisches Brot zu Hause – nur ein einziges Mal gebacken 😉 . Aber der Tag war unterm Strich so schön, dass scheinbar der Mist von gestern wirklich verschwunden ist.

Morgen geht’s nach Bath, das Wetter soll uns erhören und mal nicht so heiß werden, wir hoffen und wünschen es uns sehr.

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